Freitag, 14. Juni 2013

Die Thermopylen stinken

Leonidas-Denkmal an den Thermopylen


Thermopylen, 14. Juli 2013: "Battlefield of the Thermopyles" - wer zu schnell über  die verstaubte Landstraße nach Molos nordwestlich von Athen rast, könnte das braune Schild neben der heruntergekommenen Shell-Tankstelle glatt übersehen. Der Wind spielt mit Plastetüten vor den verlassenen Zapfsäulen, vor Äonen leergetrunkene Wasserflaschen rollen träge in der Mittagsonne.


Baden in der Schwefelquelle

Da: Wasser plätschert! Wir lassen den Corsa vor einem Maschendrahtzaun ausrollen. Ein A-Benz steht schon da, ein Hundekopf äugt aus dem halbgeöffneten Fenster. Okay, dass also die berühmten Thermopylen, die warme Quelle, die der legendären Abwehrschlacht der Spartiaten gegen die Perser vor 2500 Jahren den Namen gab? Ziemlich götterverlassen.
 Ein Badefreund hat ein paar Meter unterhalb der umströmten gelben Felsen ein Wellblech in den Bach gerammt und einen Tümpel angestaut. Ich schnüffele, während ich in Badehose durch das Loch im Zaun balanciere: Es stinkt nach faulen Eiern. Bestimmt Schwefelwasserstoffe. Aber wenn ich einmal hier bin, lass ich mir die Chance nicht entgehen, in dieser Quelle zu baden. Ob sie unverwundbar macht? Ich fasse mir vorsichtshalber an die Schulter: kein Ahornblatt.
Der Mercedes-Grieche aalt sich schon unter dem kleinen Wasserfall. Mit seinem Vollbart könnte er glatt als einer der 300 durchgehen...

Die vergammelte Tankstelle weist den Weg



Nach dem Drachenbad mustere ich das "Schlachtfeld". Von einer wagenbreiten Engstelle wie in der Antike ist nichts mehr zu sehen - das Meer hat sich hier in denvergangenen 2493 Jahren kilometerweit zurückgezogen. Hier also hat Leonidas auf  Xerxes' Förderung, seine Waffen niederzulegen, gebrüllt: "Holt sie euch!" Ein paar Schritte weiter, wohl an der zerfallenen Hütte, hat der Spartaner-König sein Leben verloren, auf dem bewaldeten Hügel ein Stück weiter wurde der Rest seiner "300" das ihre ausgehaucht...

Das Schlachtfeld an den Thermopylen



Wer hier indes Touristenströme wie in Olympia oder Delphi erwartet, täuscht sich: ab und wann hält einFernfahrer, um in der heißen Quelle zu entspannen, manchmal hält ein Ausländer kurz und zückt seine Kamera vor dem Leonidas-Denkmal 100 m weiter auf der anderen Straßenseite - das war's. Keine Leonidas-Spiele für Touris, nicht einmal ein Café. 

Eine Inschrift erinnert an den mehrtägigen Kampf der 300 Spartiaten und ihrer Hilfstruppen gegen mehrere 100.000 Perser im Jahr 480 v.u.Z.


Und die berühmte Tafel auf dem Hügel findet anscheinend kaum einer. Schiller hat sie seinerzeit  frei übersetzt: "Wanderer, kommst Du nach Sparta, so Berichte, dass wir unsere Pflicht erfüllten, wie es das Gesetz befahl". Das waren noch Männer ;-) 
PS: Auf der Weiterfahrt nach Athen hatte ich irgendwie das Gefühl, wie ein verdorbenes Ei zu riechen...