Samstag, 15. Juni 2013

Athener Nixen und destruktive Eiferer

Blick von der Akropolis auf Athen

Athen, 15. Juni 2013: Zu guter Letzt also Athen. 5 Millionen Einwohner und "Oppurtunities" ohne Ende, wie mir ein von Strandschönheiten umzingelter junger Bulgare nachmittags am Beach versichert. Eine junge Stadt mit wild düsenden Motorrädern, nie endenden Blechlawinen - und einer Straßenbahn, die wir von unserem Strandhotel am Südrand der Stadt aus gleich ausprobiert haben.
Darin erfreulicherweise braungebrannte Badenixen, die ihre Beine lasziv über die Sitze schlängeln, ein Liebespaar, das aus einem iPod gemeinsam dieselbe Musik anhört - einen Ohrstöpsel hat sie, den anderen er, beide wippen verzückt zu einem Song,den wir nicht hören. Eine grauhaarige Dame bekreuzigt sich unentwegt. Weiter hinten verknäulen sich 2 offensichtlich Jungverliebte. Er legt ihr die Hand auf den Oberschenkel, das Mädchen behält seine Finger wachsam im Auge.
Gestern und heute Abend landen wir in proppenvollen Kneipenmeilen, auf denen viel Jungvolk herumstolziert. Gegen 22 Uhr nimmt der Außenbarbetrieb erst richtig Fahrt auf - und selbst die lieben Kinderlein werden von Papa und Mama Massenhaft ins Athener Abendleben eingeführt. Heliumballon-Verkäuferinnen spekulieren - zu recht - auf fette Geschäfte.

Kaputtgemacht: der Parthenon


Tags haben wir die Klassiker abgehakt: Akropolis und den Riesenbunker von Museum dazu.

Am Eingang zum Burgberg bekommen wir auch gleich noch die hellenische Lesart von Automatisierung demonstriert: Damit sich die Touris nicht zu sehr Mühen müssen, die zuvor im Ticket-Office erstandenen maschinenlesbaren Eintrittskarten von den Tor-Automaten scannen zu lassen, ist davor ein vierköpfiges Eingreifteam positioniert: Die Dame weist den Gästen mit herrischer Heidi-Klum-Geste den Weg weiter geradeaus zu den Automaten und dort nehmen die Herren den Touris die Tickets wieder aus der Hand und legen sie würdevoll aufs Scanner-Fenster. Das könnten die Besucher natürlich auch selbst tun, so sieht's aber gleich viel klassischer aus...

Miniatur-Rekonstruktion des ursprünglichen Parthenon-Schmucks, der die Geburt der Athene zeigt - die Göttin hüpfte in voller Rüstung und Größe aus Zeus' Kopf



Der Rundumblick von der Akropolis auf Athen ist jedenfalls grandios und das Parthenon "der Hammer", um einen einzelnen Herrn zu zitieren. Leider haben Generationen von Strategen und religiösen Eiferern alles kaputt gemacht: die frühen Christen haben alle Gesichtet und Penisse vom monumentalen Figurenschmuck abgehackt, die Osmanen Mit Kanonen rumgeballert und ein englischer Lord weitere Bauteile demontiert und nach London verschifft, was die Statik des Giganto-Tempels (8 mal 17 dorische Säulen) weiter gefährdete.
Da wir vor ein paar Tagen erst in Olympia waren, fällt uns anhand der hier zitierten Pausanias-Berichte rasch auf, dass ein gewisser Herr Phidias vor reichlich 2400 Jahren kaum anders agierte als mancher gefeierter Superkünstler der Neuzeit:  Er kopierte sich selbst. Ähnlich wie später den Weltwunder-Zeus in Olympia staffierte er die 13 Meter hohe Statue von Athens Schutzgöttin Athene mit Gold und Elfenbein und drückte beiden eine Nike in die Hand. Deshalb hier noch eine uralte Admin-Weisheit: "Never change a Running System!"